René auf nackten Sohlen

01. Mai 2019

 

René und ich haben uns vor neun Jahren beim Backpacking in Neuseeland kennengelernt. Wir haben dort mehrere Monate zusammen in einer Backpacker-WG gelebt und auf Farmen und in einem Kiwi Packhouse gearbeitet. Nach dieser Zeit haben sich unsere Reisewege getrennt. Dank des Internets konnte ich Renés weitere Reise aber etwas mitverfolgen und wir haben uns nicht ganz aus den Augen verloren.

So habe ich auch erfahren, dass René ein begeisterter Barfußläufer geworden ist und ein kleines Unternehmen namens UNTERWEGS  ins Leben gerufen hat. René ist gelernter Wildnispädagoge und mit UNTERWEGS möchte er Menschen über verschiedene Angebote die Natur näher bringen. Ihr findet UNTERWEGS übrigens auch bei Facebook.

Vor ein paar Monaten habe ich René gefragt, ob er Teil meines Leidenschaftprojekts werden möchte und so haben wir uns dann zu einer Barfußwanderung verabredet. Zusammen mit meinem Freund Martin (wir sind gemeinsam durch Neuseeland gereist und haben zusammen René kennengelernt) habe ich René im Erzgebirge besucht.

Die Barfußwanderung fand am ersten Mai in Olbernhau statt. Start- und Endpunkt war die Saigerhütte, ein denkmalgeschütztes Hüttenwerk, in dem Kupfer verarbeitet wurde. Anlass war das "Anwandern am KAMMweg", das vom Tourismusverband Erzgebirge unterstützt wird. Der von René geführten Wanderung haben sich einige Wanderer angeschlossen, sodass wir insgesamt zu zehnt den neun Kilometer langen Weg am Sophienstein und am Stößerfelsen entlang gelaufen sind. Ein herzliches Dankeschön an alle Mitwanderer, die ebenfalls Teil dieser Reportage geworden sind.

Ich muss gestehen, dass ich es zwar versucht habe barfuß zu laufen, zwischendurch meine Notfallschuhe aber wieder anziehen musste, sonst wäre ich nicht hinterher gekommen :). Trotzdem war das Barfußlaufen eine tolle und intensive Erfahrung.

 

Interview mit René

 

Wie hast Du die Leidenschaft zum Barfußlaufen für Dich entdeckt?


"Kurz und knapp: aus Faulheit.
In meiner Zeit in Australien, 2013 - 2015, war ich viel auf Farmen arbeiten und musste immer schwere Arbeitsschuhe tragen. Am Ende eines Arbeitstages war es eine absolute Wohltat, meinen Füßen ein wenig Freiheit von ihrem Schuhgefängnis zu geben. Irgendwie gehörte es auch zum Lifestyle eines Hippiebackpackers :).

Die Zeit brachte es dann mit sich, dass ich immer weniger Schuhe trug und es genoss mit meinen Füßen einen direkten Kontakt zu Mutter Natur herzustellen. Auch war es einfacher aus dem Haus und rein ins Auto ohne den Umweg des Schuheanziehens.
Mittlerweile kann ich auf einige sehr tolle Barfußerlebnisse zurückblicken, die ich in den letzten sechs Jahren Barfußlaufen erlebt habe. Die Energie Australiens, drei Monaten auf nackten Sohlen durch Südostasien (Thailand, Laos, Kambodscha), der 300km lange Kammweg von Blankenstein nach Geisingen ... ."


Was macht das Barfußlaufen für Dich zu einer Leidenschaft?


"Das Gefühl der Freiheit. Durch Barfußlaufen bewahre ich mir meine eigene innere Freiheit.
Mein persönlicher Weg dem verkackten System ein wenig zu entkommen. Barfußlaufen hat mir eine ganz andere tolle Welt eröffnet. Unendlich viele positive Einflüsse auf Körper und Geist (Körperhaltung, bessere Durchblutung, größere Kälteresistenz, Stärkung des Immunsystems, weniger anfällig für Krankheiten). Aber einer meiner Lieblingaspekte ist die soziale Komponente. Egal, ob in der Stadt, in Bahn und Bus oder auf Arbeit (als Wildnispädagoge bin ich sehr viel im Wald), man wird positiv auf das Barfußlaufen angesprochen und so sind bis jetzt viele tolle Gespräche mit fremden Menschen entstanden, die es mit Schuhen wahrscheinlich nicht gegeben hätte. Auch unser Zusammentreffen nach 9 Jahren hätte es vermutlich auch nicht so gegeben.
Natürlich gibt es auch die anderen, die einen für beknackt, leichtsinnig und verrückt halten - das wiederum stärkt das Selbstvertrauen.
Für mich ist Barfußlaufen kein Hobby, Leidenschaft vielleicht. Viel mehr ist es ein Teil von mir, den ich nicht mehr missen möchte. Schuhe tragen fühlt sich mittlerweile sehr befremdlich an."


Was ist UNTERWEGS und welche Idee steckt dahinter?


"UNTERWEGS ist meine zweite Leidenschaft, die ich derzeit zu meinem Beruf mache. Die Idee ist in Australien entstanden aus meiner Liebe zur Natur. UNTERWEGS beschäftigt sich mit natürlichen Dingen, weg vom Konsum und hin zur Liebe zur Natur, Einfachheit und natürlichen Prozessen. Da wir alle diese Einfachheit wieder erlernen müssen (Umgang mit unserer Umwelt, Achtsamkeit, Gelassenheit ...) und dies ein Prozess ist, der Zeit braucht. Frei dem Motto: Der Weg ist das Ziel ... .
Als gelernter Wildnispädagoge ist es meine Verantwortung meinen Mitmenschen, sofern sie es zulassen und möchten, die Schönheit und Komplexität unserer Natur zu zeigen und erleben zu lassen. Das Ganze mit so wenig Hilfsmitteln wie möglich."


Was bietet UNTERWEGS an?


"Mittlerweile ist UNTERWEGS ein klitzekleines Unternehmen, das verschiedene Workshops, Seminare, Wanderungen etc. anbietet. Von Feuermachen, Barfußwanderungen, Survivalkursen, Outdoorkochen bis zu Kräuterwanderungen ist alles dabei. Wir möchten Entspannung mit AHA-Effekt vermitteln. In allen unseren Angeboten steht Entschleunigung im Vodergrund. In allen Kursen sollen die Teilnehmer das Gefühl von Urlaub bekommen, Spaß haben, den Alltagsstress vergessen und am Ende vielleicht noch etwas lernen. Frei dem Motto: Alles kann - nix muss."

Hast Du Pläne für die Zukunft?


"Klar, habe ich die.

Als Papa von drei Kindern wünsche ich mir Gesundheit für mich und meine Familie und viele tolle Momente zusammen.
Beruflich möchte ich UNTERWEGS wachsen lassen und vielen Menschen die Schönheit und Einfachheit des Lebens und der Natur näher bringen. Mein großer Plan für die nächsten vielen Jahre ist ein Abenteuercamp im Erzgebirge, in dem man interessierten Menschen, aber besonders Kindern auf spielerische Art und Weise Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und Kontakt zur Natur vermittelt. Um diese Idee jetzt näher zu erklären, würde das digitale Papier nicht ausreichen, darum denke ich, reicht das für's Erste.
Persönlich möchte ich gerne ein wenig weiterreisen. Nicht mehr Jahre am Stück, aber ab und an ein wenig.
Ein Traum ist Indonesien zu bereisen (2014 war ich schon einmal dort - leider viel zu kurz). Seitdem spukt es in meinem Kopf. Landschaft, Essen, Menschen und Inseln. Ich steh voll auf Inseln :).

Ausserdem möchte ich gerne vom Erzgebirge mit dem Rad nach Indien fahren.
Ich denke, das reicht erstmal für's Erste ... ."

 

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